Ohne Technik keine Kulturveranstaltung. Die Technik verleiht der Kunst eine ganz besondere Dimension und spricht damit eine weitere Sinnesebene an. Technische Geräte verursachen jedoch über den gesamten Lebensweg von der Herstellung bis zur Entsorgung zahlreiche Umweltbelastungen und haben oftmals auch negative soziale Auswirkungen in den Herstellungsländern. Das Ziel sollte daher sein, die gewünschte Atmosphäre einer Vorstellung mit möglichst wenig Ressourcenverbrauch zu erzeugen.
Intro
Sich organisieren
Sorgt dafür, dass alle Beteiligten von Anfang an in den Prozess einbezogen werden, damit ressourcensparende Alternativen, die das technische Team vorschlägt, berücksichtigt werden können. Less is more: Lasst die Effekte weg, die nicht der künstlerischen Vision dienen.
Know-how abholen
- Techniker:innen sollten in ihrer Rolle als Expert:innen gestärkt werden, denn ihr Wissen ist zentral für eine ressourcenschonende Show. Es zahlt sich aus, wenn das künstlerische Team frühzeitig das technische Know-how abholt und in ihre Vision miteinbezieht, denn oftmals liegen bereits ökologischere Alternativen vor.
Bedarf prüfen
- Fragt euch, wie viel Technik (spezielle Effekte, Anzahl Lampen) es für diese Produktion wirklich braucht. Wird ein Effekt mehrmals im Stück gebraucht oder nur einmal? Wie essenziell ist der Effekt, um die gewünschte Vision zu vermitteln?
- Können Geräte mit besonders hohem Stromverbrauch vermieden oder durch energieeffizientere ersetzt werden?
- Kann die Einsatzdauer von Geräten reduziert werden?
- Braucht es für die Produktion wirklich den allerneusten Stand der Technik? Oder kann mit dem vorhandenen Technikpark ein ähnliches Resultat erzielt werden, um Transport-Emissionen zu vermeiden, die bei der Zumietung von Equipment entstehen?
- Kann die gewünschte Atmosphäre auch mit einem LED-Lichtdesign kreiert werden?
Weitere Hilfsmittel
Leitfaden für energiesparende Beleuchtung: White light Green Guide
Geräte nachhaltig beschaffen
Bevor neue Geräte gekauft werden, sollte immer der effektive Bedarf geprüft werden. Denn auch die Herstellung von neuem, energieeffizienterem Equipment ist mit einer hohen Umweltbelastung verbunden. Darum ist es wichtig, sorgfältig abzuwägen und Entscheidungen gut informiert zu treffen. Je häufiger ein Gerät im Einsatz ist, desto wichtiger ist es, dass es eine hohe Energieeffizienz aufweist.
Prinzipien einer nachhaltigen Beschaffung
- Wählt energiesparende Geräte (Leuchten, Verstärker, Projektoren etc.) und Lichtquellen aus. Ersetzt wo immer möglich Glüh- oder Halogenlampen durch LED. LED brauchen in der Nutzungsphase deutlich weniger Strom als andere Lampen mit derselben Lichtausbeute (Halogenlampen sparen gegenüber Glühbirnen 30 Prozent Strom, LED sogar 70 Prozent).
- Wählt Hersteller, die transparent über ihre Ziele im Bereich der Nachhaltigkeit kommunizieren und nach hohen ökologischen und sozialen Standards handeln.
- Prüft die Möglichkeit eines Retrofits mit LED-Leuchtmitteln in konventionelle Lampensockel (LED-Leuchtmittel werden in bestehende Fassungen eingesetzt) und vergleicht die Vor- und Nachteile in Bezug auf ein komplett neues Beleuchtungssystem.
- Bei der Anschaffung von neuen Leuchtmitteln lohnt es sich oft, in effizientere 650 W oder 800 W Leuchtmittel zu investieren. Die oft eingesetzten 1000 W Leuchtmittel sind nur für grosse Bühnen oder beim Einsatz von stark lichtabsorbierenden Farbfiltern nötig.
- Neue digitale Audio-Verstärker sind viel effizienter als ältere, analoge Verstärker. Sie schaffen bei gleichem Energieverbrauch grössere Verstärkerleistungen.
- In der Schweiz gibt es eine Vielzahl von Förderprogrammen für Energieeffizienzmassnahmen und zur Unterstützung für Umrüstungen auf LED. Erkundigt euch nach bestehenden Angeboten in eurem Kanton.
- Macht euch schlau darüber, welche Geräte und Leuchtmittel besonders energiesparend sind (topten.ch).
Weitere Hilfsmittel
- Energiefranken.ch: Übersicht über Schweizer Förderprogramme für Energie und Mobilität
- Übersicht von Toplicht.ch über bestehende Förderprogramme für energiesparende Beleuchtung
- ProKilowatt, das Förderprogramm des Bundesamtes für Energie, unterstützt Effizienzmassnahmen, die den Stromverbrauch reduzieren.
- Kompass Nachhaltigkeit, Bereich Beleuchtung
- Topten.ch: Information über energiesparende Geräte und Förderprogramme
- Faktenblatt Energieetikette für Lichtquellen von EnergieSchweiz
Geräte mieten und gemeinsam nutzen
Vermeidet es, Geräte anzuschaffen, die nicht viel zum Einsatz kommen oder bei denen sich der Stand der Technik schnell verändert. Prüft stattdessen, wo ihr diese Geräte mieten oder ausleihen könnt.
Gemeinsame Nutzung
- Besitzt ihr selber spezielle Geräte und Lampen, welche nicht oft in Gebrauch sind, dann macht diese zugänglich für andere potenzielle Nutzer:innen.
Equipment mieten
- Nutzt bestehende Vermietungsplattformen oder vernetzt euch auf sozialen Plattformen. Hier gibt es bereits viele Gruppen und Chats, wo gegenseitig Equipment ausgeliehen oder gemietet wird.
- Arbeitet mit Anbietern, die energieeffiziente und gut funktionierende Geräte vermieten. Meidet Lieferanten, welche “überbeliefern” – das ist ein Hinweis darauf, dass sie teilweise nicht einwandfrei funktionierendes Material liefern.
- Achtet darauf, dass ihr Anbieter in der Region auswählt, damit keine unverhältnismässigen Transportemissionen entstehen.
Weitere Hilfsmittel
- Alternative Vermietungsplattformen für technisches Equipment: Sharely, Kulturbüro, Stock en Scène, rentshop
Ressourcenschonender Einsatz von Geräten
Wie viel Energie elektronische Geräte verbrauchen, ist abhängig von der Dauer des Einsatzes und der Leistung des jeweiligen Gerätes. Je energieeffizienter ein Gerät, desto besser – aber die Betriebsdauer spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und gehört deshalb immer in die Gesamtbetrachtung.
Energieeffiziente Geräte verwenden
- Verwendet energieeffiziente Geräte und bevorzugt LED-Leuchtmittel.
- Bei batteriebetriebenen Geräten bevorzugt wiederaufladbare Akku-Batterien verwenden oder Einweg-Batterien nach Reststrom sortieren und wiederverwenden, bis sie komplett entladen sind. Für einen Soundcheck wird keine volle Batterie benötigt.
- Lokalisiert Stromfresser mit einem Strommessgerät oder Smart Meter und ersetzt sie durch energiesparende Alternativen, insbesondere wenn sie oft im Einsatz sind. Einzelne Energieversorger verleihen Strommessgeräte kostenlos.
- Der Einsatz von Dimmern ist eine gute Möglichkeit, um noch mehr Energie zu sparen. Ein weiterer Vorteil: Durch die Verwendung von Dimmern halten die Leuchtmittel länger, weil sie nicht ständig bei voller Leistung beansprucht werden.
Zweck überprüfen
- Wägt ab, welche Lampe für welchen Zweck benötigt wird. Entladungslampen verbrauchen beim Einschalten und im Betrieb (sobald sie am Strom angemacht sind) verhältnismässig viel Strom. Ausserdem wird deren Helligkeit nur mechanisch reduziert, wobei die austretende Leuchtintensität abnimmt, der Scheinwerfer jedoch zu jeder Zeit mit voller Leistung leuchtet.
- Erstellt und programmiert ein Lichtkonzept für verschiedene Nutzungsarten (Probelicht, Vorstellungslicht, Reinigungslicht etc.) und informiert und sensibilisiert alle involvierten Personen regelmässig. Bei Bühnenproben oder Soundchecks reichen das Putzlicht oder einige wenige LED-Scheinwerfer oft völlig aus, ohne dass die energieintensive Frontbeleuchtung oder Back-Pars zum Einsatz kommen müssen.
Sparsamer Umgang mit Ressourcen
- Lautsprecher können oft repariert und müssen nicht gleich ersetzt werden. Buchsen, Treiber, Spulen, Membrane, Gehäuse etc. lassen sich ebenfalls auswechseln.
Betriebsdauer optimieren
- Schaltet Geräte erst ein, wenn sie auch wirklich gebraucht werden und schaltet sie ab, wenn sie nicht in Betrieb sind oder es längere Pausen gibt.
- Für Scheinwerfer, welche beim Einschalten viel Strom verbrauchen oder einen sehr hohen Verbrauch im Ruhemodus aufweisen, lohnt es sich, die Lampengruppen auf separate Sicherungen zu schalten. So stellt ihr sicher, dass beim Einschalten der Hauptsicherung nicht gleich alle Lampen angehen, obwohl ein Teil davon vielleicht gar nicht oder erst später benutzt wird.
- Bei Soundinstallationen fragt euch, ob zu jeder Zeit das grosse PA (Beschallungsanlage) im Einsatz sein muss oder ob kleinere Akkuboxen für z.B. Bühnenproben nicht auch ausreichen.
- Geht sparsam mit dem Hazer und der Nebelmaschine um. Lasst nicht gleichzeitig Lüftung und Hazer voll laufen.
Weitere Hilfsmittel
- Topten.ch: Information über energiesparende Geräte und Förderprogramme
- Faktenblatt Energieetikette für Lichtquellen von EnergieSchweiz
Inventar und Unterhalt
Damit euer technisches Equipment eine hohe Lebensdauer erreicht, müssen der sorgfältige Umgang und der regelmässige Unterhalt gewährleistet sein. Sorgt dafür, dass euer Inventar stets auf dem neuesten Stand ist und ihr nur Material aufbewahrt, welches voll funktionsfähig ist.
Richtig aufbewahren und in Stand halten
- Reinigt euer Equipment und einzelne Komponenten (Lampen, Gehäuse, Filter etc.) regelmässig.
- Überprüft regelmässig die Funktionsfähigkeit von Geräten und Leuchtmitteln und wählt bei Ersatz energiesparende Optionen.
- Sorgt dafür, dass die Lagerung von Lampen etc. witterungsfest und erschütterungssicher ist und erkundigt euch nach der optimalen Raumtemperatur. Wählt die entsprechend geeignete Räumlichkeit. Achtung: Auch Kühlung braucht Energie. Deshalb ist hier eine sinnvolle Abwägung von Pro- und Contra-Argumenten wichtig.
- Die Lebensdauer von Kabeln (Stromkabel, Gerätekabel, XLR, Jack etc.) kann verlängert werden, indem die Kabel ohne Knoten und Verwirrungen aufgerollt und regelmässig gereinigt werden. Falls ein Stecker nicht mehr funktioniert oder einen Wackelkontakt hat, kann dieser abgenommen und ein neuer Stecker angelötet werden, ohne das ganze Kabel zu entsorgen.
- Haltet eure Inventarliste aktuell und macht darin Angaben zu Alter und Zustand der Geräte, weist darin auch auftretende Probleme oder Austausch von Komponenten aus. (Mögliche Kategorien: Gerätekategorie / Hersteller / Datum Anschaffung / Funktionsfähigkeit / Energieverbrauch / Umgang bei Ende der Lebensdauer).
Geräte richtig entsorgen
An erster Stelle steht das Ziel, Geräte so lange wie möglich im Nutzungskreislauf zu behalten. Repariert defekte Geräte, welche noch energieeffizient sind. Sind sie noch funktionsfähig, erfüllen aber nicht mehr eure Ansprüche, gebt sie weiter an andere Nutzer:innen. Hat ein Gerät oder eine Komponente seinen Zenit überschritten, dann kümmert euch um das Recycling und um eine fachgerechte Entsorgung. Denkt daran: In jedem Gerät stecken wertvolle Rohstoffe. Umso wichtiger ist es, dass ihr darauf ein besonderes Augenmerk legt.
Getrennt sammeln
- Macht euch schlau über das Recycling und die fachgerechte Entsorgung von defekten Elektronikgeräten. Einen guten Überblick geben euch die Recycling Map und die Wertstoffseiten von Swiss Recycling.
- Bestimmt die Fraktionen, welche ihr separat sammeln wollt (z.B. Lampen, Batterien, Akkus Elektronikgeräte etc.).
- Richtet ein Sammelsystem ein, welches das Recycling von Wertstoffen einfach macht. Schildert die einzelnen Fraktionen gut sichtbar aus, zum Beispiel mit Hilfe von Piktogrammen.
- Ergänzt eure Inventarlisten mit einer Spalte, welche Auskunft über den Umgang mit dem Gerät nach Ende der Lebensdauer erteilt.
Rückgabe von Elektroschrott und Zubehör
Gebt ausgediente Elektronikgeräte, Leuchtmittel und weiteres Zubehör zurück, damit sie fachgerecht entsorgt werden. Diese Möglichkeiten habt ihr:
- Entsorgung im Verkaufsgeschäft: Sofern sie gleiche Produkte anbieten, sind Hersteller und Händler durch die vorgezogene Recyclinggebühr verpflichtet, alte Geräte und Zubehör wie Batterien und Akkus kostenlos zurückzunehmen.
- Rückgabe des Elektroschrotts an Swico Recycling oder Sens eRecycling.
Weitere Hilfsmittel
- Wertstoffseiten von Swiss Recycling
- Wertstoffpiktogramme von Swiss Recycling
- Swico Recycling
- Sens eRecycling
- Inobat Batterierecycling
- Recycling Map: Standorte von Sammelstellen und Liste der Sammelgüter